Eine Frage der Perspektive

Ich weiß nicht, wie es dir mit diesem Foto geht, aber mich macht es schwindelig – mal sehe ich das eine, mal sehe ich das andere Bild. Und wenn ich das Eine sehe, fällt es schwer zurückzukommen. Ziemlich verwirrend.

Sehr ähnlich erlebe ich die Unterschiedlichkeit der Perspektive in der Paartherapie. Beim Erstgespräch lasse ich gerne erst den Einen beginnen und versuche mich auf seine Perspektive einzulassen. „Ja, klare Sache“, denke ich. Doch dann fängt der Andere an zu erzählen und natürlich hat er/sie eine komplett andere Wahrnehmung. Sähe ich die Paare getrennt, würde ich oft nicht vermuten, dass die Zwei von derselben Beziehung erzählen. So unterschiedlich ist die Sichtweise!

Unsere Wahrnehmung wird von unserer Erwartung beeinflusst. Besonders gilt das für andere Menschen, noch mehr für unsere:n Partner:in.

Jan über Lara: „Ich bin ihr nicht mehr wichtig, sie hat sogar unseren Jahrestag vergessen“ versus Lara über Jan: „Er liebt mich nicht mehr; er nörgelt nur noch an mir rum, in seiner Wahrnehmung mache ich alles falsch, sogar dass bei mir eine Lactoseintoleranz festgestellt wurde, wirft er mir vor.“

Zum Weiterdenken: Interpretiere ich die Handlungen meine:r Partner:in? Gäbe es auch eine andere Interpretation? Wie reagiere ich auf die eine Sichtweise, wie auf die andere?