Kennst du PSSD?

Ich kannte es, habe aber erst diese Woche den Namen gelernt.

PSSD meint Post-SSRI Sexual Dysfunktion. SSRI sind Serotonin-Wiederaufnahmehemmer und werden heute in Deutschland am häufigsten bei Depressionen verschrieben, sie sind also ein Anti-Depressiva.

Wenn man den Beipackzettel liest, dann gibt es SEHR viele Nebenwirkungen, u.a. auch Libidoverlust. Aber wen interessiert das schon, wenn man unter einer Depression leidet? Es gibt keine offiziellen Statistiken, vieles deutet jedoch darauf hin, dass ein sehr hoher Prozentsatz von Libidoverlust betroffen ist. Wie kann sich der anfühlen? Man kommt bei der Selbstbefriedigung nicht mehr zum Höhepunkt, man hat gar kein Verlangen danach, die Berührung des Geschlechts kommt im Gehirn nicht mehr an, der früher erregende Gedanke kommt im Geschlecht nicht mehr an, Paarsex ist nicht interessant.

„Das ist nicht schön, aber nicht zu ändern und irgendwann kommt die Zeit, da setze ich die Medikation wieder ab, weil es mir zum Glück wieder besser geht – und dann kommt meine Libido auch wieder zurück“, denkt man.

Aber das stimmt nicht unbedingt!
PSSD bedeutet, dass Patienten auch mehr als 6 Monate nach dem Ende der Einnahme des Antidepressivums immer noch von Erektionsstörungen, genitaler Taubheit bis zur Anorgasmie und weniger intensiven oder gefühllosen Orgasmen leiden. Offiziell anerkannt ist das Syndrom nicht – hier in meiner Praxis höre ich wiederholt davon. Aktuell gibt es keine Behandlungsmöglichkeiten, man kann nur warten bis von selbst eine Besserung eintritt – das ist durchaus möglich, manchmal dauert es Monate und Jahre und manchmal passiert sie nie.

Ich finde es wichtig, darüber Bescheid zu wissen. Damit du entscheiden kannst, ob du eventuell das Medikament änderst. Damit du weißt, was mit dir los ist, wenn du dein Antidepressiva abgesetzt hast. Damit auch deine Partner:in eine Erklärung hat.

Bitte beachten: Meine Praxis ist vom 01. - 08. Feb. 2025 geschlossen. Ihre Anfrage wird nach meiner Rückkehr beantwortet.

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